Ernst Martin Barth, Priester auf Schalke
Edelrindviecher unter dem größten Verkehrsknoten Europas
Einen so massiv frequentierten Verkehrsknoten wie den Kaiserberg im Ruhrgebiet gibt es in ganz Europa kein zweites Mal. Drei Autobahnen, zwei Eisenbahnlinien, der Ruhr-Schifffahrtskanal und die Einflugschneise Flughafen Düsseldorf kreuzen sich hier. Mehr als 20 Querverbindungen brachten dem Autobahnkreuz im Volksmund die Bezeichnung Spaghettiknoten. Im Niemandsland unter dem Mega-Knoten jedoch herrscht eine landschaftliche Idylle, wenn auch nicht akustisch, so doch optisch. Jogger ziehen ihre Bahnen, Fischer werfen ihre Angeln in die Ruhr aus. Das urbane Niemandsland teilen sich Mensch und Tier in kurioser Weise. Hier gibt es sogar blühendes Leben und weitläufige Naherholung. Liebenswerte Dickköpfe gibt es auch, wie den Besitzer einer Fischfarm oder die Bewohner von „Dorf“ Werthacker, das zwischen den Autobahnschneisen standhält wie die Gallier aus einem Asterixheft. Und Vater und Tochter Kamann, Bauern in vierter und fünfter Generation, die Rinder züchten. Diese bleiben sommers wie winters im Freien, Natursprung (der landwirtschaftliche Ausdruck für das Liebesspiel bei Rindern), Kälbchengeburt, alles findet unter den Verkehrsbrücken und den Augen der Erholungssuchenden statt. Die Pionierleistung von Vater Karl-Wilhelm und Tochter Iris Karmann ist, dass sie ihren landwirtschaftlichen Betrieb von herkömmlicher Milchwirtschaft auf die Zucht edler Rinderrassen umstellten, als der Verkehrsknoten immer dichter wurde und die bisher praktizierte Landwirtschaft dadurch unrentabel.