Gastronomie in Industriedenkmälern im Ruhrgebiet
Die kulinarische Vielfalt des Ruhrgebiets zeigt sich dort besonders authentisch, wo der Mythos vom Wirtschaftswunder seinen Anfang nahm: in ehemaligen Zechen, Lagerhallen, Stahlwerken, Güterbahnhöfen, Pumpstationen und Kompressorenhallen. Mit dem Niedergang der Montanindustrie standen die einst so stolzen, riesigen Gebäude oft jahrelang leer. Nun ziehen gerade dort immer mehr engagierte Gastronomen ein und präsentieren ihre Kochkunst in atemberaubendem Rahmen. On Orten, wo es niemals vorgesehen war, dass Menschen sich amüsieren, miteinander speisen oder sich verwöhnen lassen.
Köche haben es im Schmelztiegel Ruhrpott leichter als anderswo, weil ihnen ihre Gäste traditionell sehr viel Offenheit entgegenbringen. Migranten waren in der Menschheitsgeschichte immer schon Träger von Veränderung, auch und gerade kulinarisch. Nirgendwo ist das deutlicher zu spüren, sehen und zu schmecken. Das Ruhrgebiet ist wohl die einzige Gegend Deutschlands, wo sich mediterrane Vorspeisen und urdeutsche Braten keineswegs widersprechen, ob in der Eckkneipe oder im Sternelokal. Klar, dass auf diesem Nährboden eine Küche entstehen konnte, die ihresgleichen sucht und trotzdem unprätentiös bleibt – in eine Architektur gebettet, die spektakulär zweckentfremdet (oder upcycled) wird.
Text: Karin Lochner Fotos: Peter von Felbert